Was hat ein Industriestandort mit Stadtnatur zu tun? Und wie sorgt man für Artenschutz und Biodiversität beim Bau eines neuen Stadtteils? Für Siemensstadt Square sind das nicht nur theoretische Fragen, sondern schon jetzt ganz praktische in der Umsetzung. Denn obwohl der Zukunftsort primär für Menschen gebaut wird, sind Städte längst ein wichtiger Ort für die Artenvielfalt.
Auf dem bisher noch stark versiegelten Industriegelände haben sich im Laufe der Jahre einige Arten angesiedelt, die für das Bauvorhaben geschützt und umgesiedelt werden.
Deshalb haben Artenschutz-Experten schon 2019 eine Bestandsaufnahme der auf dem Gelände lebenden Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume durchgeführt. Mit Fledermausdetektor, Taschenlampe und Fotoapparat gingen die Biologen beispielsweise abends durchs Areal, um die Quartiere, Flugrouten und Jagdreviere der Fledermausarten zu dokumentieren. Gehölze, Grünflächen und Gebäude überprüften sie auf ihre Eignung als Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und Altholzkäfer.
Auf Basis dieser Kartierungen erstellten die Experten einen Artenschutz-Fachbeitrag für das Areal. Dieser legt konkrete Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen fest, um die betroffenen Tierarten möglichst wenig zu beeinträchtigen und zu stören. Vor jedem Rückbau werden die entsprechenden Gebäude und Flächen nochmals auf Tierquartiere untersucht. Lebensräume, die in der neuen Siemensstadt Square verloren gehen, finden in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Spandau einen neuen Platz im Quartier oder im Umfeld. Auch dies wird durch die Experten einer ökologische Baubegleitung begleitet und kontrolliert. Mit ihrer Hilfe sind bereits Ersatzniststätten für Brutvögel und Fledermäuse auf dem Siemensgelände entstanden.
Auch für die Stadtnatur bringt die Siemensstadt Square neue Chancen – vor allem dort, wo Areale entsiegelt werden. Für diese Freiflächen ist eine weitgehend heimische Pflanzenmischung geplant, die der lokalen Insekten- und Vogelwelt dient. Aber auch Baumarten aus Südeuropa wird man hier künftig finden, denn sie sind robust und fügen sich gut in das immer wärmere und trockenere Stadtklima ein.
Wichtig ist die Mischung: Je mehr unterschiedliche Arten dabei sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Grünflächen gut durch Hitze, Trockenheit und Starkregen kommen. Wie so oft kommt es auf die Vielfalt an.